![DDD_113524 lago lusignetto o lago scuro [2171m] 20220927 wandern im piemont](https://www.piemontwandern.de/wp-content/uploads/sites/124/2023/01/DDD_113524-lago-lusignetto-o-lago-scuro-2171m-20220927-wandern-im-piemont-scaled.jpg)
Lago Lusignetto (2171 m)
Wunderschöne Rundtour durch zwei abgeschiedene Seitentäler an der einsamen Nordflanke des Val d‘Ala. Eine recht lange, aber eindrückliche Wanderung durch eine teils menschenleere Gegend, eine wenig Ausdauer und Kondition ist hier ratsam, ebenso wie ein möglichst früher Aufbruch, am besten bereits bei Sonnenaufgang.
Vom Parkplatz (zahlreiche Wegweiser) bei der Siedlung La Fabbrica (1008 m) überquert man zunächst auf einer Brücke den Fiume Stura di Ala und geht links durch den kleinen Ort. Nach wenigen Metern rechts und unter dem meist stillgelegten Sessellift durch. An der folgenden Gabelung links halten und auf einem breiten und steinigen unmarkierten Weg steil im Wald hinauf, dieser mündet wenig später in einen unbefestigten Fahrweg (Wegweiser), dem man nun eine Weile bergwärts folgt. Nach einem etwas monotonen 45-minütigen Anstieg auf der Alpstrasse erreicht man den Pian Belfè (1280 m), eine weite Hochfläche an der Nordflanke des Val d‘Ala mit einigen weit verstreuten Gebäudegruppen: Belfè, Case Bernarda, Ginetta, Basas und ein wenig oberhalb Belfè di sopra. Einige der Alpgebäude werden heute noch landwirtschaftlich genutzt, andere wiederum wurden zu Wochenend- oder Ferienhäusern umgebaut. Frühmorgendliche Stille, keine Menschenseele weit und breit, ein wunderschönes Fleckchen, was zum Verweilen einlädt.
Von den hübsch renovierten Häusern von Belfè (1280 m) folgt man noch Stück dem unbefestigten Fahrweg bis zu dem einzelstehenden Alpgebäude von Basas, wo sich unmittelbar am Waldrand ein Wegweiser befindet. Auf nun schöner Mulattiera (= Saumweg oder Maultierweg) geht es sanft ansteigend bergauf. Nach 20 Minuten kommt man zu einer sonnigen Lichtung und kurz darauf zur Alpe Longimala (1406 m). Hundegebell, Stallgeruch liegt in der Luft. Der anwesende Hirte grüsst freundlich, vor den Alpgebäuden grasen ein paar neugierige Esel, die herrlich gelegene Alp wird noch bewirtschaftet und ist nahezu ganzjährig bewohnt. Wenige Schritte oberhalb an einer Weggabelung geht es geradeaus weiter, der Abzweig zur Testa Paian bleibt unbeachtet. Prächtige Lärchen stehen bereits Spalier, der markierte Weg verschwindet eine Weile im schattigen Wald und führt durch das stille Vallone di Busera (ohne Name in den einschlägigen Karten). Bei der Alpe Ciapili (1637 m) lässt man den Wald hinter sich und wandert nun durch offenes Terrain. Weiter talaufwärts bis zu einer sanft gewellten Alphochfläche mit verstreuten Lärchen und Birken. Am nördlichen Rand der Weiden führt der Weg steil hinauf zur Alpe Vallone (1798 m), die hier spärliche Pfadspur verliert sich bisweilen im hohen Gras, die Hütten sind aber bereits von weitem zu sehen. Die uralten Alpgebäude haben schon bessere Tage gesehen, einige sind baufällig, ringsherum spriesst Ampfer und allerlei Unkraut, herumstehende Milchkannen, Waschschüsseln und ein Stapel Brennholz verraten allerdings, dass hier gelegentlich noch jemand vorbeikommt. Jenseits der Alp folgt man den rot/weissen Markierungen Richtung Westen, kurz darauf knickt der Pfad nach Süden ab und führt hinauf zu einer kleinen Verebnungsfläche, wo die Wegfortsetzung zunächst ein wenig unklar ist. Am Rand der Ebene einfach den Hang hochgehen, bereits nach wenigen Metern trifft man auf einen klar erkennbaren und nun gut markierten Weg, der aussichtsreich durch steiniges und teils verbuschendes Weideland sanft ansteigend weiter talaufwärts führt. Eine halbe Stunde später erreicht man eine weitläufige Hochfläche mit der Alpe Vallonetto (2011 m). Mitten im Geschehen eine Handvoll steinerner Hütten, einige davon sind bereits verfallen. Endlose Weite, phantastische Aussicht, ein weltabgeschiedener und gleichzeitig faszinierender Ort. Die Glocken der hier in den Sommermonaten weidenden Rinderherde spielen die passende Begleitmusik.
Noch weitere 200 Höhenmeter und 40 Minuten, dann ist der Aufstieg geschafft. Halbzeit. Am Colle del Lago di Viana (2218 m, im Gelände auch als Colle dei Tre Lajet bezeichnet), Wasserscheide zwischen dem Val d‘Ala und dem südlich gelegenen Valle di Viù, erreicht man den höchsten Punkt dieser Wanderung. Das Panorama ist atemberaubend, ganz im Norden erhebt sich das Gran Paradiso-Massiv (4061 m), im Süden das Valle di Viù, Richtung Osten blickt man bei klarem Wetter bis zum Alpenrand, dahinter erstreckt sich die piemontesische Tiefebene. Etwas unterhalb des Passes ruht der Lago di Viana (2201 m) vor sich hin, ein herrlicher gelegener See am Fuss des Ciarm del Prete (2389 m), der einen kurzen Abstecher lohnt. Am Colle del Lago di Viana trifft man auf eine beschilderte Wegkreuzung, hier geht man nun Richtung Norden, zunächst in leichtem Auf und Ab entlang entlang einer felsigen Flanke und hält Kurs auf den Torrione Lagoscuro (2299 m). Torrione kann man mit Wachturm übersetzen, die freistehende markante Erhebung trohnt in der Tat wie ein steinerner Wächter über dem einsamen Hochtal. Vom Fuss des Berges geht es kurz steil bergab, wenige Minuten später steht man am Ufer des Lago Lusignetto (2171 m). Ziel erreicht, Rucksack absetzen, Schuhe aus, Pause. Am besten gleich die Füsse ins eiskalte Wasser strecken und die wunderschöne Umgebung und das tolle Panorama geniessen, die Gedanken sind frei. Der malerische Bergsee befindet sich in einer steinigen Geländemulde, die einst von eiszeitlichen Gletschern geformt wurde. Die karge Gegend ist übersät von herumliegenden Felsbrocken.
Bei all den schönen Eindrücken wird es trotzdem irgendwann Zeit aufzubrechen. Der noch etwa dreistündige Abstieg führt durch das abgeschiedene Vallone di Lusignetto, ein menschenleeres Seitental an der Nordflanke des Val d‘Ala. Man verliert rasch an Höhe, die Gegend wird grüner und lieblicher, die Hänge sind überwachsen von Alpenrosen, Heidelbeeren und Wacholderbüschen. Zwischen verstreuten Lärchen geht es kontinuierlich abwärts, zwischendurch werden immer wieder kleinere Seitenbäche überquert, der Weg ist überraschend gut markiert und problemlos zu finden. Nach einer Weile erreicht man eine grasige Ebene mit einem friedlich vor sich hinmäandernden Bergbach, im weiteren Verlauf wandert man entlang der Westflanke der Punta Lusignetto (1952 m), vorbei an der aufgegebenen Alpe Colau (1815 m). Der Pfad schlängelt sich weiter hinab zur Alpe Lusignetto Est (1654 m). Hier ist niemand mehr da, keiner, der Kühe melkt oder Käse macht, eine vergessene Welt. Die umliegenden Weiden sind mittlerweile von Sträuchern überwachsen und verbuschen allmählich, hier scheinen schon länger keine Kühe mehr hochgetrieben worden zu sein. Stattdessen blickt man auf meterhohe Brennnesseln und wuchernden Ampfer, der sich wie ein riesiger grüner Teppich zwischen den teils verfallenen Alphütten ausbreitet. In der subalpinen Höhenstufe ist ganz besonders der Alpen-Ampfer eine dominierende Pflanzengattung der sogenannten Lägerflur, die nur auf stark nitrathaltigen Böden wächst. Diese entstehen auf meist kleinräumigen und lokal begrenzten Flächen durch Überdüngung von Weidetieren wie Kühe und Rinder, die sich meist über einen sehr langen Zeitraum regelmässig am selben Ort aufgehalten haben. Lägerfluren findet man daher recht häufig in der Umgebung von Alpgebäuden, auch noch Jahrzehnte nach der Nutzungsaufgabe. Weitere typische Pflanzenarten einer Lägerflur sind Brennnesseln, Alpen-Greiskraut, Alpendost und blauer Eisenhut.
Von der Alpe Lusignetto Est steigt man weiter ab, der Weg verläuft nun im Wald und mündet wenig später in eine unbefestigte Alpstrasse, die nicht in den Karten verzeichnet ist. Nach einer kurzen Gegensteigung wandert man nun für eine halbe Stunde auf der rücksichtslos in den Wald planierten Piste Richtung Osten und verlässt diese in einer der Kehren. Nach einem weiteren Gegenanstieg erreicht man die Mittelstation eines Sesselliftes. Ein kleines Wochenend-Skigebiet oberhalb des Pian Belfè am Fuss der Punta Lusignetto, was heute mangels Schneesicherheit kaum noch in Betrieb ist, eine hässliche Bausünde aus längst vergangenen Zeiten. Nach wenigen Schritten ist der Spuk vorbei und es wird wieder schön. Über grasige Matten geht es unmarkiert und teils weglos weiter abwärts, vorbei an den Alphütten von Belfè di sopra (1391 m) und Case Bernarda (1320 m) nach Belfè (1280 m). Orientierungsprobleme bestehen hier nicht, alternativ kann man auch die parallel verlaufende Fahrstrasse nehmen, die direkt nach Belfè führt. Von der schön gelegenen und aufwendig renovierten Häusergruppe kehrt man schliesslich auf dem Aufstiegsweg zum Ausgangspunkt zurück.
- Juni bis Oktober
- T2, auf wenigen kurzen Abschnitten T3
- 8.0 Std.
- Höhenunterschied: ca. 1250 m
- Ausgangs- und Endpunkt: La Fabbrica (Frazione di Ala di Stura, 1008 m), ca. 500 m vor dem Dorfzentrum von Ala di Stura links von der Talstrasse abbiegen.
Belfè - Alpe Longimala - Alpe Vallone - Alpe Vallonetto - Colle del Lago di Viana - Lago Lusignetto - Alpe Lusignetto Est - Belfè (27.09.2022)
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