Die Valli di Lanzo (dt. Lanzo-Täler) sind drei parallel verlaufende piemontesische Alpentäler in den südlichen Grajischen Alpen. Namensgebend ist die am Alpenrand gelegene Kleinstadt Lanzo Torinese, etwa 35 km westlich von Turin, wo sich die Täler miteinander vereinen. Das Val Grande ist das nördlichste der drei Lanzo-Täler, das mittlere nennt sich Val d‘Ala, südlich davon schliesslich das Valle di Viù. Den Talabschnitt zwischen Lanzo Torinese und Ceres bezeichnet man als Bassa Valle. Das Val Malone, das Valle Tessuolo und das Valle Tesso sind drei in Nord-Süd-Richtung verlaufende kleine Nebentäler am Alpenrand, die in der Umgebung von Lanzo, Coassolo und Corio in die piemontesische Tiefebene auslaufen. Diese gehören zwar offiziell nicht mehr zu den Valli di Lanzo, aufgrund der geografischen Nähe zu den drei Haupttälern kann man sie jedoch dazuzählen, und deshalb werden sie hier als lohnende Wanderziele beschrieben. Der Steilabfall der Alpen ist enorm und aus diesen drei Nebentälern besonders gut wahrzunehmen, der Kontrast zwischen Hochgebirge und Tiefebene ist hier so eindrücklich wie kaum anderswo.

Die Wanderungen sind landschaftlich abwechslungsreich, jedes der Täler ist anders und eine kleine Welt für sich. Unterwegs gibt es reichlich viel zu sehen und zu entdecken: Alte Wege, beschauliche Bergdörfer, in denen die Zeit stehen geblieben zu sein scheint, lauschige Wälder, malerische Bergseen oder weitläufige Alpgebiete, von denen auch heute noch einige in den Sommermonaten bewirtschaftet werden. Einsame Pfade führen durch abgeschiedene und teils menschenleere Seitentäler, von den Höhenlagen geniesst man ein fantastisches Panorama auf die Gipfelkulisse des Alpenhauptkamms, der die drei Lanzo-Täler jeweils im Westen abriegelt und an keiner Stelle niedriger als 3000 m ist. Von zahlreichen Gipfeln und Graten und Pässen sieht man die nördlich gelegene Gran Paradiso-Gruppe mit seinen bis zu 4061 m hohen Bergen. An Tagen mit klarem Wetter blickt man vielerorts bis in die nur max. 30 km entfernte Po-Ebene.

Recht häufig wandert man auf alten Alp-, Saum- und Maultierwegen, auf denen Generationen von Bergbauern einst von Ort zu Ort, von Tal zu Tal oder vom Dorf auf die Alp gingen. Die Valli di Lanzo sind durchzogen von diesen Wegen, im Italienischen als Mulattiera bezeichnet, sie waren über Jahrhunderte die einzigen Verbindungen zwischen den Dörfern, lange vor dem Autozeitalter. Die ersten Schotterstrassen, auf denen Postkutschen in die Valli di Lanzo fahren konnten, entstanden erst zwischen 1842 und 1878. Diese Wege sind ausgesprochen schön und bequem zu begehen. Manchenorts wandert man zwischen hohen Trockensteinmauern, damit das Vieh nicht auf das angrenzende Kulturland gelangen konnte. Viele Wegabschnitte wurden einst sorgsam gepflastert oder mit Treppenstufen angelegt, damit sie bei den hier häufiger vorkommenden extremen Niederschlägen nicht weggespült werden. Zu einigen höhergelegenen Wanderzielen führen oft nur schmale Pfade, die hier und da ein wenig überwachsen und nicht immer klar erkennbar sein können, vor allem in den Alpgebieten oder in abgelegenen und wenig frequentierten Gegenden. Die Wege sind jedoch bis auf ganz wenige Ausnahmen ausreichend markiert und problemlos aufzufinden. Wo dies nicht der Fall ist, wird in der jeweiligen Tourenbeschreibung darauf hingewiesen. Gelegentlich kann es vorkommen, dass einzelne Wegabschnitte auf meist unbefestigten und kaum befahrenen Alpstrassen und Güterwegen verlaufen.

Zur Auswahl stehen zahlreiche Tagestouren mit unterschiedlichen Anforderungen, von Genusswanderungen bis zu anspruchsvolleren Bergtouren, hier sollte für jeden Geschmack etwas dabei sein, je nach Lust und Laune oder persönlicher Fitness. Alles ist möglich. Die Wege sind für einen Normalwanderer mit einem Mindestmaß an Bergerfahrung unschwierig zu begehen und stellen keine alpinistischen Anforderungen, wie Kletterstellen, Gletscherpassagen oder extrem ausgesetzte und ungesicherte Wegabschnitte. Die meisten Tagestouren sind auch für Familien mit Kindern geeignet. Schwierigkeitsgrad der Touren: T1 bis T3 (Erläuterungen zu den Schwierigkeitsgraden > siehe hier)

Wanderkarten:
Fraternali, Blatt 8, 1:25000 – Valli di Lanzo
Fraternali, Blatt 9, 1:25000 – Basse Valli di Lanzo, Alto Canavese
L'ESCUSIONISTA editore, Blatt 17, 1:25000 – Alte Valli di Lanzo

Literatur:
Werner Bätzing und Michael Kleider
Die Lanzo-Täler

Zur besseren Übersicht sind die untenstehenden Tageswanderungen nach den einzelnen Tälern sortiert. Jede Tour ist ausführlich beschrieben, mit zahlreichen Informationen und Geschichten über die Gegend, die man durchwandert. Dazu stichpunktartig die wichtigsten Infos zu den Anforderungen, Höhenunterschieden, Gehzeiten, etc. sowie eine oder mehrere Fotogalerien mit zahllosen Eindrücken aus allen vier Jahreszeiten. Bitte jeweils das erste Bild in der Albumvorschau anklicken und öffnen, am PC mit den Pfeiltasten auf der Tastatur weiterscrollen, auf dem Smartphone/Tablet einfach auf das Bild tippen, um zum nächsten zu gelangen.